Soll ich meine alte Schließanlage erweitern oder komplett austauschen?

Soll ich meine alte Schließanlage erweitern oder komplett austauschen?

Viele haben die Situation ja schon erlebt: Der alte Schließzylinder von der Hauseingangstür ist nach 20 Jahren einfach mal kaputt gegangen und muss nun erneuert werden.
Oder die alte Haustür wurde durch eine neue, viel stabilere Türe ersetzt und der vorhandene, Schließzylinder ist zu kurz und passt jetzt nicht mehr.

Wie lange lohnt sich überhaupt noch eine Nachbestellung?

Besonders bei Mehrfamilienhäusern denkt man natürlich zuerst an die vielen Schlüssel, die noch im Umlauf sind. Neben den ursprünglich gelieferten Exemplaren, sind ja im Laufe der Jahre meist noch viele Schlüssel nachgefertigt worden, die man weiterhin auch gerne wieder verwenden würde.
Nachbestellen oder komplett erneuern? Herrjeh, was das alles wieder kostet!

Nun sollte man bei seiner Entscheidungsfindung unbedingt einige wichtige Aspekte berücksichtigen.

Money

1. Sparen am falschen Ende.

Oft sind die alten Schlüssel von den ursprünglichen Werksmaßen weit entfernt.
Entweder weisen sie durch die lange Nutzungszeit einen starken Verschleiß auf oder es sind unpräzise nachgefertigte Schlüsselkopien, die nicht selten hohen Toleranzen unterliegen.

Häufig stellt man dann mit erschrecken fest, das die „guten“ Schlüssel entweder überhaupt nicht in dem neuen Zylinder sperren oder das sie hakeln, vielleicht sogar abbrechen und, wenn es dann ganz schlimm kommt, ein Teil davon noch im Schließzylinder stecken bleibt.
An einem „ausgeleierten“ Schließzylinder sind die Zuhaltungsstifte so stark abgenutzt, das diese Probleme nicht so schwer wiegen, Schlüssel und Schloß haben sich mit den Jahren aufeinander „eingeschlossen“.

2. Lebensdauer.
Eine weitere Folge davon ist auch, das sich ein Schließzylinder vorschnell abnutzen wird, wenn die benutzten Schlüssel nicht exakt passen. Die hohe Zahl von Schließzyklen des Erstzylinders mit neuen Schlüsseln, können mit unpräzisen Schlüsseln bei weitem nicht erreicht werden.

Key

3. Sicherheit

Schließzylinder unterliegen, so wie jedes andere technische Produkt ebenso, einem gewissen Alterungsprozess.
Irgendwann erreicht das Produkt einen Punkt, an welchem die Technologie komplett überholt ist und mit aktueller Öffnungstechnik schnell überwunden werden kann.

Hierbei zählt eigentlich weniger das Kaufdatum, sondern vielmehr der Zeitpunkt, an dem das Produkt vom Hersteller konstruiert wurde.
Ein einfach aufgebauter Schließzylinder konventioneller Bauart, der nur mit 5 Zuhaltungsstiftpaaren ausgestattet ist, reicht heute idR. nicht mehr aus.
Primitive „Gezackte“ Schlüssel basieren alle noch auf einem Patent des Ingenieurs Sylvester Wöhrle, der den Profilzylinder entwickelt und 1924 zum Patent angemeldet hat.

Viele Produkte werden seit mehreren Jahrzehnten bis heute fast unverändert produziert.
Sicherlich findet man für einen 08/15 Zylinder auch heute noch häufig eine sinnvolle Verwendung.
Eine Kellertür vor einer Wasser- oder Elektroverteilung in einem Mehrfamilienhaus, als provisorische Lösung für eine leerstehende Wohnung, im übersteigbaren Hoftor oder in der Tür einer Mülltonnenbox -das sind sicherlich noch tolerierbare Einsatzbereiche.

Was jedoch von den Herstellern eigentlich für den niedrigsten Sicherheitslevel angedacht wurde, findet allerdings, durch mangelndes Fachwissen, recht häufig auch Einsatz in einer Wohnungstür oder in Büro- und Gewerberäumen.

„Die Haustür war ja so teuer“!
Diesen Satz müssen sich unsere Fachberater sehr oft vom Kunden anhören, wenn sie ihn auf seinen primitiven Schlüssel hingewiesen haben.
Das der Schließzylinder, der mit der neuen Haustür geliefert wurde, eigentlich nur als „Montagewerkzeug“ diente und eigentlich für ein paar Wochen der Bauphase als „Bauzylinder“ in der Tür verbleiben sollte, wird gerne vergessen. Es funktioniert ja!

Das dies nicht ausreicht, um Werte wirklungsvoll zu schützen, sollte jedem klar sein, der Schließzylinder ist schließlich das Kernstück der Sicherheit von Schloss und Tür.

Kaba ExperT

4. Schlüsselschutz durch Sonderprofile.

Durch Einsatz von Sonderprofilen soll verhindert werden, dass die Schlüssel nicht ohne Nachweis (Sicherungsschein, Sicherungskarte) angefertigt werden können.
Solche patentierten Sonderprofile oder Profile mit Markenschutz in Schließanlagen bieten jedoch, entgegen der allgemeinen Meinung, nur eine begrenzte Sicherheit gegen illegale Kopien.

Dieser patentrechtliche Schutz von Schlüsseln, ohne einen hohen zusätzlichen technischen Kopierschutz, ist im Grunde sinnlos, denn fast alles an konventionellen Rohlingen läßt sich mittlerweile kopieren.
Da ein Patent üblicherweise ca. 15 bis 18 Jahre nach Markteinführung ausläuft, gibt es die passenden Rohlinge häufig frei zu kaufen. Viele Patente werden aus finanziellen Gründen auch nur in Deutschland angemeldet, so das man einen in Deutschland geschützten Rohlinge teilweise ganz legal bei einem Schlüsselhersteller im benachbarten Ausland erwerben kann.
An einem baldigen Ende der Patentlaufzeit kann man also auch grob abschätzen, wie lange die Konstruktion eines Schließsystemes bereits mindestens zurückliegen muss.

5. Schlüsselschutz durch Warenzeichenprofile.
Einige Zylindersysteme weisen eine Schlüsselprofilform auf, bei dem man von der Schlüsselspitze das Logo des Herstellers erkennen kann. Dies wird auch als „Warenzeichenprofil“ bezeichnet und kann dann markenrechtlich als sogenannte Bildmarke auf unbegrenzte Zeit geschützt werden.
Mancher Hersteller von Schlüsselrohlingen läßt einfach einige markante Profilstege, die keinen Einfluß auf die Schließfunktion haben, wegfallen und der Rohling ist somit nicht mehr geschützt.

Resumee: Schlüssel zu vielen älteren Schließanlagen können meistens ohne große Probleme illegal nachgefertigt werden.

6. technischer Schlüsselschutz.

Man kann ein Nachfertigen von Schlüsseln nur durch einen technischen Kopierschutz unterbinden.
Dazu zählen alle Schlüssel, die auf herkömmlichen Schlüsselmaschinen nicht nachzufertigen sind.

Hier gibt es, je nach Hersteller und System, verschiedene Lösungen, die von beweglichen Elementen im Schlüsselrohling (Sperrkugel, Ring) über Magnete oder sehr spezielle und schwierig zu duplizierende, Fräsverfahren der Schlüssel reichen.
Ein hochwertiger technischer Kopierschutz kann auch noch sehr wirksam sein, wenn das Patent bereits abgelaufen ist, da die benötigten Schlüsselrohlinge nicht im freien Handel erhältlich sind. Mit den üblichen Fräsmaschinen der Schlüsseldienste lassen sich diese Profile nicht anfertigen und für einen größeren Hersteller von Rohlingen, der evtl. die technischen Möglichkeiten hätte, lohnt sich der Aufwand wegen der geringen Stückzahlen nicht.

evoloo

7. Elektronische Schlüssel und Schließanlagen

Den höchsten Kopierschutz weisen die elektronischen Schließsysteme auf.

Hierbei überwiegen die großen Vorteile der schnellen Umprogrammierung, z. B. bei Schlüsselverlust.
Es lassen sich auch nachträglich die Hirarchien innerhalb einer Schließanlage ändern, falls sich einmal die Nutzungsbereiche oder Personenkreise ändern sollten.
Digtalzylinder sind i.d.R. auch sicherer, Abtasten, Picking und andere Öffnungsmethoden, die auf Manipulatinstechniken, wie Nachsperren / Nachschließen beruhen, sind hier komplett unwirksam.

Neben den reinen Transpondersystemen mit Chip, Karte oder einem NFC-fähigen Mobiltelefon, sind auch kombinierte Systeme, die also Mechanik plus Elektronik in sich vereinen, auf dem Markt.
Bei einigen Herstellern sind mechanische Zylinder sogar mit Digtalzylindern kompatibel.

So öffnet man in einer modernen Schließanlage beispielsweise die untergeordneten Türen, mit geringeren Sicherheitsanforderungen, rein mechanisch mit dem Schlüsselbart (Hoftore, Einzelgaragen, Mülltonnen, Briefkästen, Keller-Innentüren, wie Waschküche, Heizraum, Elektroverteilung, usw.) und die sicherheitsrelevanten Türen mit dem elektronischen Chip in der Schlüsselreide (Hauseingangstüre, Keller Außentüre, Wohnungstüren).
Auf komfortabelste Weise lassen sich auch Tiefgaragen, elektrische Hoftore oder Schranken im Zufahrtsbereich sehr einfach mit Kartenlesern in diese Systeme problemlos und kostengünstig integrieren.

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3 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • Horst Koenig sagt:

    Guten Tag,

    ich besitze für ein Gebäude gleichschließende Zylinder von ABUS Typ XP2. Eine Sicherungskarte ist vorhanden.

    Kann man die vorhandene Einheit um eine weitere Schließeinheit mit mehreren anderen, ebenfalls gleichschließenden Zylindern erweitern mit einem zusätzlichen Generalschlüssel?

    Würde mich auf Ihre Antwort freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Horst Koenig

    • Bernie sagt:

      Sehr geehrter Herr König!

      Eine nachträgliche Erweiterung von einer Einzelschließeung, bzw. von mehreren Zylindern mit gleicher Schließung, in eine „echte“ Schließanlage mit verschiedenen Schließgruppen, ist technisch leider nicht möglich.
      Sogenannte gleichschließende Zylinder besitzen seitens der Permutation keine zweite Schließung, z. B. für einen übergeordneten Hauptschlüssel.
      Außerdem benötigt man andere Schlüsselnummern, um die Schlüssel unterscheiden zu können, sowie einen Schließplan, damit man immer weiß, welcher Schlüssel in welche Zylinder passt.
      Wir empfehlen Ihnen daher eine neue kleine Schließanlage, die möglichst alle Bereiche umfasst.

      Achten Sie darauf, das die Zylinder den neuesten Sicherheitsanforderungen entsprechen, denn jedes technische Produkt ist irgendwann veraltet.
      Schließzylinder sollten möglichst viele Zuhaltungsstifte aufweisen, wie z. B. KABA Quattro usw. und möglichst nach den VdS Klassen B, BZ, BZ+ oder C zugelassen sein.
      Grundsätzlich sollte die neue Schließanlage die Europäische Norm EN 1303 in der Verschlusssicherheitsklasse 6 erfüllen, das ist der aktuelle Stand der Technik.
      Bedenken Sie dabei, das Normen immer nur die Mindestanforderungen an ein Produkt darstellen.
      Man möchte die Anforderungen ganz bewusst eher niedrig halten, damit möglichst viele Anbieter mit im Boot sind und somit kein Marktmonopol ensteht.

      Interessant ist die Integration von Digitalen Schließzylindern, so können Sie bei einem Schlüsselverlust sofort reagieren, die Schließung sperren, ohne etwas austauschen zu müssen.
      Gerne beraten wir Sie und unterbreiten Ihnen ein Angebot.

      Dieser Artikel hier wäre vielleicht auch noch interessant:
      https://bm-land.de/sicherheit/?p=2758

      und etwas Grundwissen über Schließanlagen:
      https://bm-land.de/sicherheit/?p=1611

      Wie messe ich einen Schließzylinder?
      https://bm-land.de/sicherheit/?p=461

      Auch wenn wir für eine Montage durch ein Fachgeschäft plädieren, finden Sie hier eine Montageanleitung von Schließzylindern:
      https://bm-land.de/sicherheit/?p=3112

      Sie haben noch Fragen?
      Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gern!

      Vielen Dank und alles Gute im neuen Jahr!

      Ihre Sicherheitsspezialisten

  • […] dazu auch unsere beiden älteren Artikel: Schließanlage austauschen Welcher Zylinder “paßt” zu […]



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